Besuch in Bad Ischl

Von | 25. April 2015

Treffpunkt 6:50 (sehr unchristliche Zeit!), Zugabfahrt 7:02, Schlafen im Zug nur bedingt möglich, viele (alte) bekannte Gesichter (nämlich 52), Smalltalk, Schienenersatzverkehr Attnang-Puchheim – Ebensee, dann wieder Zug. Super Wetter. Besuch der einen Tag zuvor eröffneten Landesgartenschau. Es stellt sich heraus, daß unsere Führerin selber einmal bei den Pfadfindern war. Was am zweiten Tag der Landesgartenschau noch nicht so perfekt funktioniert stört uns nicht, wir genießen die Esplanade, den Kurpark und den Garten der Kaiservilla. Sisi und Franz verfolgen uns auf Schritt und Tritt. Mittagessen bei Stromausfall. Am Nachmittag Fahrt zum ehemaligen Jamboree-Gelände, Besichtigung der (mittlerweile restaurierten) Gedenksteine. Zehn der Gildemitglieder waren selbst bei diesem Lager dabei und erzählen von ihren Erlebnissen und Eindrücken aus der Zeit vom 3. – 12. August 1951:

Der Lagerplatz beim Salzkammergut-Golfplatz Aschau wurde aufgrund seiner zentralen Lage (damals gab’s ja noch die Salzkammergut-Lokalbahn Salzburg – Bad Ischl) in der amerikanischen Zone gewählt, gute Schwimm-, Bade- und Ausflugsmöglichkeiten.

Für die An- und Abreise der Kontingente mussten mit der ÖBB besondere Vorkehrungen getroffen werden. Innerhalb von 3 Tagen mussten 39 Sonderzüge einen Großteil der österreichischen Teilnehmer hin- und wieder heimbringen. Da die Strecke Bad Ischl – Attnang-Puchheim dadurch stark überlastet war, wurden vier schwere Arlberg-Lokomotiven eingesetzt. Die USA unterstützten den Transport der Pfadfinder aus Überseeländern mit ehemaligen Kriegsschiffen, die Engländer bildeten eine Luftbrücke London – Salzburg, was den Salzburger Flughafen überlastete.

 

Von einer 700 Meter hoch gelegenen Quelle wurden je Tag 1.296 Kubikmeter Wasser über eine 3 km lange Leitung in drei riesige Wasserbottiche aus Holz mit je 8,26 Meter Durchmesser und 125.000 Liter Fassungsvermögen geleitet. Diese versorgten über 5 km Wasserrohre die 900 Zapfstellen und Brausen.

 

Viele österreichische und deutsche Buben hatten ihre erste Begegnung mit Coca-Cola! Davon wurden 124.344 Flaschen ausgetrunken und brachten den Jamboreefinanzen einen zusätzlichen Reingewinn von ÖS 87.000.- Zitat: „Des hams net kennt – der trinkt oba und es kimt durch d‘Nosn wieder raus“

 

Als Motto wurde „Jamboree der Einfachheit“ gewählt. Nach ausgiebigen Regenfällen hörte man auch den Begriff „Schlammboree“. Lagersymbol war die Maultrommel kombiniert mit der Lilie.

 

Auf 450qm Grund lagerten in 4500 Zelten 12.844 registrierte Pfadfinder aus 37 Nationen in 9 Unterlagern, benannt nach den 9 Bundesländern – in 7 die Pfadfinder, in einem die Dienstrover, und dann gab’s da auch noch ein Gästelager, liebevoll Lager der „old bones“ (alte Knochen) genannt.

 

Ein Höhepunkt war sicher der Besuch von Lady Baden-Powell.

 

Sieben Lagertürme waren auf dem Lagergelände zu bewundern, je ein Turm als Erinnerung an die vergangenen 6 Jamborees, der siebente Turm, der von Welser Pfadfindern gebaut wurde, stand für das 7. Weltjamboree in Bad Ischl, übrigens in der Rekordzeit von 13 Minuten!

 

Auch noch interessant: Für die Zeit des Jamborees wurde das Lagergelände zu exterritorialem Gebiet erklärt. Der Lagerumkreis von 20 Kilometern war „Bannmeile“, wo ein allgemeines Lagerverbot für international anerkannte Pfadfinderverbände bestand.

 

Und noch was Wichtiges: Das 7. Jamboree war das erste, das einen finanziellen Überschuß erwirtschaften konnte. Wer wissen möchte, was mit dem Geld passiert ist – fragt einmal einen Woodbadge-Träger.

 

Der Lagerbeitrag betrug öS 338,- je Teilnehmer.

 

Peter  Brunner

 

BadIschl_5 Das Jamboreegelände BadIschl_1 BadIschl_2 BadIschl_3 BadIschl_4